Musikkapelle Irmgarteichen 1918 e.V.

 

† Hans Müller

 

 

18.Okt.2007  

Wir, die Mitglieder der Musikkapelle Irmgarteichen, mussten heute die traurigen Nachricht entgegen nehmen, dass unser dienstältester aktiver Musiker Hans Müller verstorben ist. Unsere Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei seiner Familie.

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Mit Hans ist nicht nur ein hervorragender Kamerad und treuer Freund von uns gegangen. Unser Verein hat eine Persönlichkeit verloren, die stets für Integration und Einheit sorgte. Für unsere aktiven Musikerinnen und Musiker aller Altersgruppen war er, in besonderer Weise, ein Vorbild für besondere Treue und Pflichterfüllung  im Verein. Das Wohl seines Vereines stand für Hans Müller immer im Vordergrund. Er war Musiker aus Leidenschaft, die Musik war sein Leben. An Hans konnten sich die Musikerinnen und Musiker orientieren. Die Musikapelle Irmgarteichen hat heute einen sehr schweren Verlust erlitten.

Hans Müller hat 57 Jahre in der Musikkapelle Irmgarteichen aktiv musiziert. Er war damit sicherlich einer der dienstältesten, unter den aktiven Musikern in Südwestfalen. Seit vielen Jahren war er bereits Ehrenmitglied der Musikkapelle Imgarteichen und Träger von zahlreichen Verdienstabzeichen, die ihm vom Volksmusikerbund verliehen wurden.

 

Wir erinnern uns an schöne Stunden, die wir mit Hans verbracht haben:

Der damalige Vorsitzende Heinrich Legge überreichte ihm anlässlich seines 70. Geburtstages am 13.06.2007 die „Ehrenurkunde für besondere Verdienste“ der Musikkapelle Irmgarteichen. Natürlich überbrachten die Vereinskameraden ihrem Hans zu diesem Anlass besondere musikalische Glückwünsche. Dirigent Volker Ermert hatte für den Ernst-Mosch-Fan die schönsten Volksmusikstücke aus dem Repertoire seines Orchesters herausgesucht.

Hans Müller wurde vor 72 Jahren in Zeiselwitz, im Kreis Neustadt in Oberschlesien, geboren. Er kam 1945 als „Flüchtling“, wie man damals sagte, nach Irmgarteichen. Doch den Status „Flüchtling“ hatte er nicht lange inne. Er lebe sich rasch ein, und Irmgarteichen wurde schnell zu seiner neuen Heimat. Schon als Junge entdeckte er die Liebe zur Musik, insbesondere zur Volksmusik. Er wurde ein treuer Fan der „Egerländer Blasmusik“.  Immer wenn eine Egerländer Musikkapelle in Südwestfalen auftrat, war Hans Müller als Fan dabei. Er wollte aber schließlich diese Art von Musik nicht nur hören, sondern auch selbst spielen. So trat er mit 15 Jahren in die Musikkapelle Irmgarteichen ein. Die Musik hatte ihn  bereits damals total begeistert, und so konnte sogar seinen älteren Bruder Berthold für die Blasmusik gewinnen. Über 50 Jahren musizierten die beiden Müller – Brüder gemeinsam in der Musikkapelle Irmgarteichen. Ihre musikalische Arbeit übten sie stets mit großem Idealismus, besonderem Engagement und musikalischem Können aus. Auch seinen Sohn Horst-Peter, der heute neben seiner musikalischen Tätigkeit im Orchester, auch die Funktion des Ortsvorstehers in Irmgarteichen ausübt, brachte Hans Müller schon in jungen Jahren zur Musik. Voller Freude führte er auch seinen Enkel Niklas an die Musik heran. Einen anderen Teil seiner freien Zeit verbrachte er als aktiver Sänger im Männergesangverein St. Cäcilia Irmgarteichen. Sehr unterstützt wurde sein musikalisches Wirken stets von seiner lieben Frau Anneliese.

Sein gesamtes Leben über hat Hans Müller der Musik und der Musikkapelle Irmgarteichen die Treue gehalten. In dieser Zeit hatte er fast alle Ämter im Vorstand des Orchesters einmal inne. Über viele Jahre stellte er sich als Vorsitzender in den Dienst seines Vereines. Viele Jungmusiker die er vor über 30 Jahren als Vorsitzender für seine Musikkapelle gewinnen konnte, sind heute tragende Säulen im Verein. Die Musik hatte Hans Müller in frohen und schweren Stunden stets in besonderer Weise begleitet. Vor fast 22 Jahren, also im Alter von 50 Jahren, erkrankte er sehr schwer. Alles deutete drastisch auf ein Ende der musikalischen Laufbahn hin. Augrund eines Tumors wurden ihm in der rechten Gesichtshälfte Kiefer und Wangenknochen herausgenommen. Die erste Frage, die Hans nach dem Aufwachen aus der Narkose seinem Arzt stellte war: Wann kann ich wieder musizieren? Keine leichte Frage für den Arzt. Hans erhielt eine herausnehmbare Prothese, die den linken oberen Kiefer, die Zähne und den Wangenknochen ersetzte. Damit stand für viele Menschen fest: Hans wird wohl nicht mehr musizieren könnten. Doch Hans wollte sich mit diesem Schicksal nicht abfinden, dazu bedeutete ihm die Musik einfach zu viel. Nachdem die Wunden verheilt waren, nahm er seine Posaune und begann zu üben. Anfangs jedoch mit wenig Erfolg, da seine Lippe durch die Operation ohne Gefühl war. Doch Hans gab nicht auf, immer wieder probierte es immer wieder. Sein Arzt ermutigte ihn: "Probieren Sie es, möglicherweise bekommen Sie auf diese Weise wieder Gefühl in die obere Lippe". Schließlich hatte Hans den ersten Erfolg, tatsächlich spürte er in der Lippe wieder etwas. Nach und nach schaffte er es durch Übung und Leidenschaft, er konnte seine geliebte Posaune trotz der Prothese wieder spielen und kehrte voller Freude in den Kreis der aktiven Musiker zurück. Es gab in den folgenden Jahren wohl kaum eine Probe oder einen Auftritt bei dem Hans nicht dabei war. 

Insbesondere zu den jungen Musikern des Orchesters hatte Hans Müller einen sehr guten Draht, er fühlte sich wohl unter ihnen. Oft erzählte er in geselliger Runde von den großen Erfolgen der Musikkapelle Irmgarteichen, an denen er schon als junger Musiker, unter dem damals in Südwestfalen sehr bekannten Dirigenten Josef Neuser, teilhaben durfte. Gerne hörte er aber auch den jungen Musikerinnen und Musikern  zu, wenn diese ihm von ihren musikalischen Vorstellungen erzählten. Durch seinen Lebensweg, seinen Idealismus und seine musikalische Leidenschaft war Hans eine Persönlichkeit, an der sich die Aktiven der Musikkapelle Irmgarteichen orientieren konnten.  

Hans hatte in der schwersten Lebensphase das Musikzieren als festes Ziel. Dieses Ziel hatte dazu beigetragen den Krebs für mehr als zwei Jahrzehnte zu besiegen. Leider kam diese schreckliche Krankheit nach 22 Jahren zurück.

Wir werden unsere musikalische Arbeit in seinem Sinne weiterführen.

 Siegener Zeitung und Westfalenpost in der Ausgabe 20.10.2007