
Leistungsfähigkeit
und Vorstellungskraft gestern bei Girkhäuser Übung gleichermaßen
gefragt
 CB
Girkhausen. Als
Ausgangssituation muss man sich Folgendes vorstellen: Der Wonnemonat Mai hält,
was sein Name verspricht und was er in der Vergangenheit so manches mal
eindrucksvoll unter Beweis zu stellen verstand. Wochenlang strahlend
blauer Himmel und Temperaturen weit über der 20-Grad-Grenze lassen frisch
gemähtes Heu auf den Wiesen in Windeseile trockenen und den
Regenwasservorrat bei so manchem Hobbygärtner bedrohlich zur Neige gehen.
Während sich Sonnenanbeter in jeder freien Minute vom schönen Wetter
verwöhnen lassen, steht die Feuerwehr in Alarmbereitschaft. Ein Funke am
falschen Ort könnte in Sekundenschnelle einen Flächenbrand entfachen.
Und ausgerechnet dann passiert auch noch das. Im Schreinerhäuschen im
Girkhäuser Ostertal bricht ein Feuer aus. Die Wehren aus Schüllar/Wemlighausen,
Langewiese, Hemschlar, Raumland, Berghausen, Arfeld, Dotzlar, Bad
Berleburg und Girkhausen selbst kommen rasend schnell zu einem der größten
Einsätze, den Wittgenstein bislang gesehen hat.
Um
kurz vor Acht schrillten die Sirenen
 Ein
Hauch zuviel Dramaturgie? Mag sein – wenigstens was die Zahl der ausgerückten
Kräfte betrifft. Würde sich ein solches Unglück wirklich ereignen, so
weiß der erste Mann des Löschzuges 2 der Freiwilligen Feuerwehr Bad
Berleburg, Lothar Schmeichel, würden zunächst mal die Floriansjünger
aus Girkhausen sowie Schüllar/Wemlighausen gerufen. Doch für die
traditionelle Pfingstübung der Girkhäuser nehmen die Wittgensteiner
Blauröcke auch gern mal einen weiteren Anfahrtsweg in Kauf. Insbesondere,
wenn der Gastgeber zugleich sein 70-jähriges Bestehen begeht. Während
man sich gestern morgen woanders noch einmal gemütlich auf die andere
Seite drehte, wurde aus manchem Langschläfer in dem 1000-Seelen-Dorf an
der Grenze zum Hochsauerland ein Frühaufsteher, der sich bereits gegen
halb Acht auf den Weg zum Ort des Geschehens machte. Als eine
Viertelstunde später die Sirene auch den letzten Morgenmuffel aus seinem
Feiertagsschlummer riss, quollen aus dem Holzbearbeitungsbetrieb in der
Oster dank modernster Nebelmaschinen bereits dicke Rauchschwaden. Das
erste von unzählig vielen Martinshörnern ertönte. Nach nur wenigen
Minuten hieß es endgültig »Wasser marsch«.
Grundannahme
trotz Regen: Dürre
 Die
Aufgabe der über 110 Feuerwehrmänner und -frauen war klar definiert: Im
Kesselhaus des Schreinerhäuschens hatte sich ein Brand entzündet,
welcher schnell das gesamte Gebäude erfasste. Dabei wurden auch einige
Arbeiter – gemimt von den Mitgliedern der Jugendwehren –
eingeschlossen, welche von den Atemschutzgeräte-Trägern ausfindig
gemacht und dann gerettet werden mussten. Durch Funkenflug und die
anhaltende Dürre – eine Grundannahme, die sich auch durch den Regen
gestern nicht verwässern ließ – breitete sich das Feuer auch auf einer
angrenzenden Wiese aus, wo es mit Hilfe eines Wasserwerfers bekämpft
werden musste.
Rund
1400 Meter Schlauchleitung verlegt
 Lothar
Schmeichel als Verantwortlicher der Probe zeigte sich mit der Arbeit der
Kameraden zufrieden: »Insgesamt wurden rund 1400 Meter Schlauchleitung für
die Wasserversorgung verlegt. Und auch wenn bei dieser
Traditionsveranstaltung anders als bei normalen Übungen alle Beteiligten
im Vorfeld informiert sind und darum der Ernstfall nicht hundertprozentig
simuliert werden kann, fällt die Bilanz nichtsdestotrotz positiv aus.«
Feldgottesdienst
und Gulaschkanone
 Auch
wenn neben der Leistungsfähigkeit vor allem das Vorstellungsvermögen der
Floriansjünger bisweilen auf eine harte Probe gestellt wurde, blieben sie
im weiteren Verlauf des Tages keinesfalls im Regen stehen: Im Anschluss an
die Übung fand ein Feldgottesdienst in der Schützenhalle statt, danach
gab es traditionell Erbsensuppe aus der Gulaschkanone. Und zu den Klängen
des Musikvereins Irmgarteichen sowie des Spielmannszugs der Freiwilligen
Feuerwehr Langewiese durften nun sowohl Blauröcke als auch die vielen
Schaulustigen mit einem frisch gezapften Pils einen ganz anderen Brand löschen.
Vor allem, als die Sonne dann tatsächlich doch noch kurz schien.
|